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flickr.com/ Rick Obst (CC BY 2.0)

Dietrich Mateschitz, einer der erfolgreichsten Österreicher aller Zeiten, der mit seiner Marke „Red Bull“ weltweit bekannt ist, wird aufgrund seiner Aussagen in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung nun in einem offenen Brief kritisiert.

Unter anderem sagte er in dem Interview aus, dass er für eine rigorose Grenzpolitik wäre. Er vergleicht das Land mit einem Unternehmen, wenn dieses Unternehmen so geführt wäre wie Österreich, wäre es innerhalb kürzester Zeit pleite.

Die Flüchtlingshelfer, die mit ihrer „Willkommensklatscherei“ den Flüchtlingen ein Bild vom „Paradies Europa“ vermittelten, und somit zahlreiche kriminelle Schlepper in ihrem Tun bestätigten, beschweren sich in ihrem offenen Brief darüber, dass ihre „Arbeit“ mit „Flüchtlingen“ nicht gebührend geschätzt werde. Der Name der Initiative, die den Brief verfasste sagt eigentlich schon alles aus: „Flüchtlinge – Willkommen in Salzburg“

Auch etablierte „Staatskünstler“ beleidigen Mateschitz, so zu Beispiel Florian Scheuba, der ihn auf Twitter diffamiert: „Didi Mateschitz wirkt wie ein Frank Stronach, der beim Seniorenheim-Fasching als Felix Baumgartner geht.“

Hier der offene Brief im Wortlaut:

Betreff: Herr Mateschitz, wir FlüchtlingshelferInnen brauchen keinen Applaus, aber verhöhnen lassen wir uns auch nicht!

Salzburg, am 9. April 2017

Herr Mateschitz, wir beziehen uns mit diesem Offenen Brief auf Ihre Aussagen zur österreichischen Flüchtlingspolitik, mit denen Sie in der Kleinen Zeitung und allen relevanten österreichischen Medien zititert werden. Konkret wollen wir zur Ihrem Zitat „Ich rede über Fakten, und ich rede über Scheinheiligkeiten. Ich rede darüber, dass keiner von denen, die „Willkommen“ oder „Wir schaffen das“ gerufen haben, sein Gästezimmer frei gemacht oder in seinem Garten ein Zelt stehen hat, in dem fünf Auswanderer wohnen können” Stellung beziehen.

Mit dieser Aussage, die nicht nur falsch sondern auch in höchstem Maße zynisch ist, verhöhnen Sie jene Menschen, die sich nun seit fast zwei Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Dies empört uns umso mehr aus Ihrem Mund, Herr Mateschitz, sind Sie doch ein bekannter und einflussreicher Geschäfts- und Medienmann, dessen Meinung bei vielen Menschen Gehör findet.

Es gibt sowohl in Salzburg als auch in ganz Österreich unzählige beherzte Menschen, die Geflüchtete dauerhaft bei sich in den eigenen vier Wänden aufgenommen haben, ihnen Wohnraum zur Verfügung stellen oder ihnen bei der Miete unter die Arme greifen. In Notsituationen – wie sie im Sommer und Herbst 2015 fast täglich der Fall waren – haben viele von uns ihre Türen geöffnet und nächtelang für fremde, schutzsuchende Menschen ihre Schlafzimmer geräumt, weil viele von uns nicht einmal über ein Gästezimmer geschweige denn einen Garten verfügen.

Viele von uns haben im Sommer/Herbst 2015 monatelang ihre gesamte Freizeit geopfert, um die erschöpften Frischangekommenen in den großen Camps an der Grenze menschenwürdig mit dem Notwendigsten zu versorgen. Und diese Hilfe hält bis heute an, auch wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Denn nun liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich Integration. Es geht jetzt darum, den bei uns Schutzsuchenden bei ihrem Start in ein neues, fremdes Leben zur Seite stehen und die von allen Seiten geforderte Integration zu unterstützen.
Auf unserer täglichen Agenda stehen die Unterstützung beim Erwerb der deutschen Sprache, Behördengänge, die gemeinsame Suche nach Lehrplätzen und Arbeitsstellen, und vieles mehr. Nicht selten werden dabei private finanzielle Mittel eingesetzt. Mit Sicherheit würde niemand von uns würde sagen, dass all das immer einfach ist. Wir stehen täglich vor Herausforderungen, aber diesen stellen wir uns – denn nur so können wir als Gesellschaft das „schaffen“.

Für dieses ehrenamtliche Engagement brauchen wir keinen Applaus, denn wir tun all dies aus der ehrlichen Überzeugung heraus, dass es richtig ist. Aber mit Ihren jüngsten Aussagen verhöhnen Sie unser tägliches Tun für ein gelingendes Zusammenleben! Ein Funken mehr Respekt wäre angebracht gewesen.

Grüße,
Anna Schiester, MA

Initiatorin der Plattform „Flüchtlinge – Willkommen in Salzburg“

 

 

 

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